30 Jahre Gemeinde-Blatt
Aktualisiert: vor 4 Tagen
30 Jahre Gemeinde-Blatt – Teil 1:

Dreißig Jahre ist es nun schon her, seit die erste Ausgabe des Gemeinde-Blattes im April 1991 erschien. Zuvor hatten die Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinden Böhlitz-Ehrenberg (Siegfried Manig), Rückmarsdorf (Marko Mümmel) und Burghausen (Manfred Nagel) sich verständigt, für die drei Gemeinden ein gemeinsames Amtsblatt herauszugeben. Dieses Blatt sollte nicht nur amtliches Sprachrohr sein, sondern auch den Vereinen, Kirchen, Schulen und Kindereinrichtungen der Gemeinden zur Verfügung stehen.
Es ging nicht nur darum, die Bürger zu informieren, sondern sie möglichst zu aktivieren und ihr Interesse für ihren Heimatort zu stärken. Dies erschien auch deshalb wichtig, weil die drei Gemeinden auf den Fortbestand ihrer Selbstständigkeit setzten und den Eingemeindungsinitiativen der Stadt Leipzig widerstehen wollten. Das Gemeinde-Blatt sollte auch dazu genutzt werden, den Bürgern Argumente zu vermitteln, die gegen eine Eingemeindung zu Leipzig sprachen. Deshalb war es der Wunsch der drei Bürgermeister, jedem Bürger das Gemeinde-Blatt zugänglich zu machen. Das bedeutete wiederum, dass das Blatt kostenlos erhältlich sein musste – andererseits sollten aber auch die Gemeindefinanzen nicht wesentlich belastet werden. Darum wurde beschlossen, dass die Kosten für die Herstellung und Verteilung des »Gemeinde-Blattes Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen, Rückmarsdorf« überwiegend durch Werbeeinnahmen zu erwirtschaften sind.
Mit der Herausgabe, Herstellung und der Verteilung des Gemeinde-Blattes wurde das Werbeatelier Kolb beauftragt, dessen provisorisches Domizil sich damals in einer Art Gartenhaus im heutigen »Zum Forstgut 6« in Böhlitz-Ehrenberg befand. Der Anfang des Gemeinde-Blattes gestaltete sich zunächst schwierig, da Leipziger Druckereien Anfang 1991 noch nicht die Voraussetzungen boten, die Hefte zu einem bezahlbaren Preis herzustellen. So wurde im ersten Jahr ein zeitraubender Umweg gewählt: Die Manuskripte der Gemeindeämter, Vereine, Schulen und Kirchen und der gebuchten Werbe- und Familienanzeigen wurden gesammelt, für den Satz vorbereitet, dann in einer schwäbischen Druckerei im Stuttgarter Raum gesetzt und gedruckt. Anschließend wurden die fertigen Hefte im PKW nach Böhlitz-Ehrenberg transportiert, um dann in den Gemeinden verteilt zu werden.
Damals hatte das Gemeinde-Blatt eine Auflage von 5000 Exemplaren, die allmählich anwuchs. Heute werden 8900 Blätter gedruckt und in Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen, Rückmarsdorf und Dölzig verteilt.
Die umständliche Art der Herstellung des Gemeinde-Blattes vereinfachte sich im zweiten Jahr. Nun übernahm eine Leipziger Druckerei den Druck zu akzeptablen Kosten – und das graue Recyclingpapier der schwäbischen Druckerei, das vielen Lesern missfallen hatte, wurde gegen ein strahlend weißes Papier ausgetauscht. Der wirtschaftliche Optimismus der ersten Jahre, die Gründung von neuen Betrieben und Geschäften, die geradezu überschäumende Investitions- und Bautätigkeit in den 1990er Jahren, schlug sich auch beim Gemeinde-Blatt in einem erfreulich guten Anzeigenaufkommen nieder. Dementsprechend war in jenen Jahren auch der Umfang der Blätter. Das erste Gemeinde-Blatt hatte 12 Seiten, bis zum Juni 1991 wuchs der Umfang auf 24 Seiten an. Das »dickste« Blatt erschien am 18. Dezember 1997 und hatte stolze 40 Seiten Umfang.
Doch in dem Maße, wie nach und nach die neuen Verbrauchermärkte und großen Einkaufszentren ihre Tore öffneten und den kleinen heimischen Geschäften eine ungleiche Konkurrenz boten – und zudem der Bau- und Investitionsboom abflachte – reduzierte sich auch die Zahl und die Größe der Anzeigen im Gemeinde-Blatt. Die in einer relativ kurzen Zeitspanne zu bewältigenden Veränderungen erfolgten für eine erhebliche Anzahl von Geschäften und Betrieben zu rasch – sie waren ihnen nicht gewachsen und mussten aufgeben. Damit schieden sie auch als Inserenten des Gemeinde-Blattes aus und die Hefte hatten wieder einen geringeren Umfang.
Als Folge der Eingemeindung Böhlitz-Ehrenbergs zu Leipzig 1999 und der bald darauf verordneten Zwangseingemeindung der »Bienitz-Gemeinden« Rückmarsdorf und Burghausen im Jahr 2000 verlor das Gemeinde-Blatt seinen Status als »Amtsblatt«. Dennoch versuchte das Blatt weiterhin – im Gleichschritt mit den Ortschaftsräten – die Interessen der früheren Gemeinden wahrzunehmen, denn immer wieder hatte es den Anschein, dass den großstädtischen Bestrebungen Leipzigs die vergleichsweise bescheidenen lokalen Interessen allzu leicht geopfert wurden. Dieser Eindruck schlug sich auch im Gemeinde-Blatt nieder, auf dessen Seiten brisante Themen beschrieben und diskutiert wurden. Erinnert sei hier nur an einige Probleme der jüngsten Vergangenheit: die teilweise Aushebelung des Eingemeindungsvertrages durch die Stadt Leipzig betreffs der Schule Böhlitz-Ehrenberg; die Proteste wegen des Fluglärms infolge geänderter Flugrouten; das Unverständnis in Burghausen über den Verkauf einstiger gemeindeeigener Häuser durch die Stadt. So dient das Gemeinde-Blatt auch heute immer wieder als Forum, in dem sich das Unbehagen gegenüber der Stadt Leipzig – welche die Randbezirke zu vernachlässigen scheint – ausdrückt. Und das ist gut so!

Seit 2017 wird das »Gemeinde-Blatt« von der Kolb & Achtner Werbeagentur herausgegeben. 2019 verstarb dann leider der Mitinitiator und Herausgeber Ulrich Kolb infolge einer schweren Erkrankung, sodass Denis Achtner in seine Fußstapfen trat und zusammen mit der langjährigen Mitarbeiterin Susan Held das »Gemeinde-Blatt« weiterhin mit Leben erfüllt.
Am nunmehr 30-jährigen Jubiläum des Gemeinde-Blattes haben die Handels- und Gewerbetreibenden einen ganz gewichtigen Anteil. Der geringe Zuschuss, den die Stadt für die drei Ortsteile Böhlitz-Ehrenberg, Rückmarsdorf und Burghausen pro Jahr leistet, reicht nicht einmal aus, eine einzige Ausgabe des Gemeinde-Blattes zu setzen, zu drucken und zu verteilen. Von den etwa 17 Ausgaben des Gemeinde-Blattes pro Jahr müssen ungefähr 95 % der Gesamtkosten durch die Werbeinserate der heimischen Geschäfte, Firmen und Selbstständigen erwirtschaftet werden. Den Inserenten des Gemeinde-Blattes wird deshalb hier ausdrücklich und herzlich gedankt – ohne sie hätte das Blatt nicht dreißig Jahre in dieser Häufigkeit und Regelmäßigkeit erscheinen können!
Zum 30-jährigen Jubiläum ist aber noch anderen zu danken. Es sind die ehemaligen und aktuellen Ortschaftsratsvorsitzenden von Böhlitz-Ehrenberg, Rückmarsdorf und Burghausen zu nennen, die uns immer mal wieder Kraft ihres Mandats den Rücken gestärkt haben, wenn der Fortbestand des Gemeinde-Blattes gefährdet schien. Da sind die Ortschaftsräte, die zahlreichen Vereine, die Feuerwehren, die Böhlitzer Bibliothek, die Schulen und Kindergärten hervorzuheben, die mit ihren Text- und Bild-Beiträgen das Blatt immer wieder füllen und es lesenswert machen. Und da sind die zwölf AusträgerInnen des Gemeinde-Blattes, die teilweise seit vielen Jahren das »Blättel« bei jedem Wetter in Ihre Briefkästen legen.
Zu guter Letzt sei Ihnen – den jeweils rund 20000 LeserInnen des Gemeinde-Blattes – gedankt, die das Erscheinen des Blattes überhaupt erst rechtfertigen. Wir hoffen, dass wir noch viele Jahre in Kontakt bleiben – durch das »Gemeinde-Blatt« in Böhlitz-Ehrenberg, Gundorf, Rückmarsdorf, Burghausen und Dölzig.